Seit einigen Wochen schreibe ich an meinem neuen Buch „Stoische Kraftquellen“. Ein Buch zu schreiben ist herausfordernd. Umso wichtiger ist für mich, dass ich motiviert bleibe und gut organisiert bin.
Deshalb denke ich derzeit über Ziele nach.
Soll ich mir Ziele für das Buch setzen? Und wenn ja: Welche Ziele?
Viele verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Ziele wichtig sind. Idealerweise schreibt man seine Ziele auf. Ein Studienkollege von mir hatte in seiner kleinen Ulmer Wohnung ein DinA3 Blatt direkt neben der Tür hängen. Jeden Tag blickte er so mehrmals auf seine niedergeschriebenen Ziele. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Ziele, die dort standen, jetzt, 20 Jahre später, locker manifestiert haben. Gestern erst zeigte mir meine Frau ihre Wunschliste, die sie vor 5 Jahren aufgeschrieben hatte. Von 20 Wünschen hatten sich 19 erfüllt.
Es gibt viele Gedanken und Modelle zur optimalen Zielsetzung, die das Problem der richtigen Zielsetzung für mich alle nicht abschließend lösen konnten. Zum Beispiel das SMART-Modell (spezifisch, messbar, aktiv, realistisch, mit Termin):
„Mein Buch ist am 31. August veröffentlicht.“
„Ich verkaufe bis Dezember 2021 mindestens 5.000 Exemplare.“
Sind das gute Ziele? Ich spüre weiterhin eine Unsicherheit, die mich eher schwächt als stärkt. Ist das bei Zielen immer so?
Mein Lieblings-Unternehmer Jason Fried sagt: „Ich habe nie ein Ziel gehabt“. Jason Fried ist rundum erfolgreich. Mit seinem Unternehmen Basecamp verdient er Millionen, die er für gute Projekte einsetzt. Zum Beispiel für die Renaturierung von chemisch verseuchten Landschaften, wo sich plötzlich wieder Vogelarten ansiedeln, die bereits als ausgestorben galten. Er strahlt Ruhe, Zufriedenheit, Bodenständigkeit und Demut aus und ist für mich seit 10 Jahren ein Quell der Inspiration. Nebenher hat er auch noch ein paar Bestseller geschrieben (unter anderem mein Lieblingsbuch REWORK).
„Ich habe nie ein Ziel gehabt“ sagt Jason Fried also und beschreibt, dass er sich lieber auf das Hier und Jetzt konzentriert. Er überlegt sich, was jetzt gerade dran ist und was er jetzt gerade machen will und dann macht er das. Möglichst gut.
Das komische ist doch: Wenn man sich ein Ziel setzt, dann liegt es vor einem. Wenn man ein Ziel erreicht hat, dann liegt es hinter einem. Jason Fried will lieber im Hier und Jetzt leben und trotzdem kontinuierlich Erfolge feiern.
Auch ich will das!
Aber heißt das, dass ich komplett auf Ziele verzichten sollte???
Nein!
Denn ich habe endlich eine Variante gefunden, die das Beste von beidem miteinander verbindet: Ziele setzen und Leben im Hier und Jetzt.
Die Lösung stammt von einem anderen Unternehmer, den ich ebenfalls sehr schätze: Derek Sivers schreibt in seinem großartigen Blog: „Goals shape the present, not the future.“
Ziele sind nicht für die Zukunft da. Denn die Zukunft existiert nicht. Sie ist nur eine Vorstellung. Ziele sind für die Gegenwart da.
Für Derek Sivers gibt es deshalb nur ein Kriterium für ein gutes Ziel:
Ein gutes Ziel verbessert dein Hier und Jetzt.
Es inspiriert dich jetzt.
Es bringt dich jetzt ins Tun.
Es reißt dich morgens aus dem Bett, wenn du die Augen aufmachst.
Wenn ein Ziel deine Handlungen im Hier und Jetzt nicht positiv verändert, dann ist es kein gutes Ziel.
Es gibt viele Gründe, warum Ziele unwirksam sind:
Ziele können zu abstrakt und kopflastig sein. Sie können zu groß sein. Oder zu klein. Oder aber du setzt dir ein Ziel für ein Projekt, das du eigentlich gar nicht so richtig willst. Oder ein Ziel ist zwar grundsätzlich gut, aber du bist momentan in einer energetisch schlechten Verfassung. Dann belastet dich das Ziel noch zusätzlich.
Ich liebe Einfachheit. Daher fühlt es sich für mich doppelt gut an, nur noch ein Kriterium für gute Ziele zu haben:
Bringt mich ein Ziel jetzt ins Tun und energetisiert es mich?
„Mein Buch ist am 31. August veröffentlicht“ –> puh, ganz schön ambitioniert, das macht mir Angst und ich esse deshalb erstmal einen Schokoriegel, um Stress abzubauen. -> Schlechtes Ziel!
„Ich stelle heute das erste Kapitel „GELASSENHEIT UND SEELENFRIEDEN FINDEN“ in einer Grund-Version fertig.“ –> Ja darauf habe ich richtig Lust, ich setze mich an meinen Computer, öffne das Dokument und tippe los. -> Gutes Ziel
„Ich verkaufe bis Dezember 2021 mindestens 5000 Exemplare“ –> Was mache ich heute, um dieses Ziel zu erreichen? Keine Ahnung…. vielleicht esse ich lieber erstmal einen Schokoriegel. -> Schlechtes/Unnötiges Ziel
„Bis Dezember 2021 mache ich mit meinem Verlag 1000 EUR Gewinn pro Monat. –> Ja darauf habe ich wirklich Lust und deshalb setze ich mich gleich wieder an meinen Rechner und schreibe an meinem Buch weiter. Weil dieses Buch wird die erste Referenz für meinen Verlag sein. Und Referenzen sind entscheidend wichtig für den weiteren Erfolg. -> Super Ziel!
Welche Ziele hast du gerade?
Bringen Sie dich jetzt ins Tun? Oder schwächen, belasten und hindern sie dich in deinem Fortschritt eher?
Wenn sie dir nicht helfen, dann ändere deine Ziele, formuliere um, kalibriere!
Und wenn dich deine Ziele bereits beleben, dann schreib sie dir auf ein DinA3-Blatt und hänge das Blatt neben deiner Tür auf.
Viel Spaß, Erfolg und herzliche Grüße
Markus